Projekt Kiesabbau «Rauestei»

Visualisierung Projektfortschritt

vor Abbau
nach ca. 5 Jahren
nach ca. 10 Jahren
nach ca. 11 Jahren
nach ca. 12 Jahren
nach ca. 13 Jahren
nach ca. 16 Jahren
nach ca. 21 Jahren
Endgestaltung
vor Abbau

Projektziele

Die Müller Kies AG plant im Gebiet «Rauestei» der Gemeinde Bremgarten einen Kiesabbau und die Wiederauffüllung der Grube mit unverschmutztem Aushubmaterial. Folgende Ziele werden dabei verfolgt:

  • Das Rohstoffvorkommen soll optimal genutzt werden durch:
    1. Die Materialaufbereitung vor Ort mit MAG-TURBOWASHER®. Die Produkte sollen direkt vom Abbaustandort zum Kunden geliefert werden (führt zu geringerer Verkehrsbelastung).
    2. Eine optimierte Etappierung um auf die tiefe Abbausohle zu gelangen und somit den Rohstoff vollständig und flächenhaushälterisch zu nutzen.
  • Die Emissionen, die durch den Abbau und die Aufbereitung vor Ort entstehen, sind mit geeigneten Massnahmen auf tiefem Niveau zu halten.
  • Die Sekundärlandschaft soll landschaftsgerecht gestaltet werden und die landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und ökologischen Anforderungen und Anliegen berücksichtigen.
  • Der belastete Standort (ehemalige Kehrrichtdeponie «Spannhölzli») soll während der Betriebsphase komplett saniert werden.
  • Die Auffüllung erfolgt mit unverschmutztem Aushubmaterial aus der Region.
  • Die Wiederherstellung der Fruchtfolgeflächen erhält eine hohe Beachtung.
Übersichtskarte Umgebung Rauestei, LK25; Abbauperimeter (rote Umrandung);
© swisstopo 2019
In den kantonalen Richtplänen eingetragene Material-/ Kiesabbaustellen (rote Punkte Kt AG, grüne Punkte Kt ZH, orange Punkte Kt ZG und blaue Punkte Kt LU)

Ausgangslage

Die bewilligten Kiesreserven in den Bezirken Bremgarten & Muri («Chessel-Eichwald», Gemeinde Bremgarten) werden in den nächsten Jahren zur Neige gehen. Da in dieser Geländekammer und im Oberen Freiamt praktisch keine weiteren substanziellen Reserven im kantonalen Richtplan eingetragen sind, ist der Bedarfsnachweis für die kurz- und mittelfristige Rohstoffnutzung des Rohstoffvorkommens «Rauestei» erbracht.

Die geologischen Untersuchungen haben gezeigt, dass im vorliegenden Gebiet ein mächtiger und abbauwürdiger Moränen-Kies vorhanden ist mit einer Höhe von ca. 32-35m.

Der Moränen-Kies verfügt über einen erhöhten Ton- und Siltanteil, welcher ihn für den direkten Einsatz als Bauprodukt ungeeignet macht. Durch die Verwendung einer spezialisierten Materialaufbereitungsanlage können diese Feinanteile entfernt und rund 84% als Kies- und Sandprodukte nutzbar gemacht werden.

Übersichtskarte mit den Parzellen der Einwohnergemeine (EWG) und Ortsbürgergemeinde (OBG) hervorgehoben

Materialabbauzone «Rauestei»

Fläche Einzonung Materialabbauzone
davon Rodungsfläche
ca. 7.5 ha
ca. 2.3 ha
Fläche Einzonung Bodendepotca. 2.0 ha
Gesamtabbauvolumenca. 2’100’000 m3
Jahresabbauvolumenca. 100’000 m3
maximale Abbautiefeca. 45 m
Zeitdauer des Abbaubetriebsca. 21 Jahre
Projektdauer inkl. Restauffüllung und Rekultivierungca. 25 Jahre

Historisches

Die Firma Comolli hat schon in früheren Jahren im kleineren Stil Kiesabbau im Projektperimeter betrieben. Für das Gebiet «Rauestei» wurde am 15. Januar 1968 von der Baudirektion des Kantons Aargau die Bewilligung zum Kiesabbau ausgestellt. Der Kiesabbau erfolgte bis im Jahr 1974 und die Auffüllung bis 1976.

Auf der Parzelle der Einwohnergemeinde befindet sich die ehemalige Kehrrichtdeponie «Spannhölzli». Es wurden während rund 40 Jahren (zwischen ca. 1959 – 1989) Siedlungsabfälle abgelagert. Der Standort wird im Verlaufe des Projektes, durch Fachleute (Geologen) begleitet, rückgebaut.

Luftbild Mai 1970
Luftbild Mai 1976
Querprofil Materialabbau

Abbau

Für die optimale Rohstoffverwertung und zur Vermeidung von unnötigen Transporten wird das Moränen-Material vor Ort mit der semi-mobilen Nassaufbereitungsanlage (MAG-TURBOWASHER®) zu Kies-, Sand-, und Gesteinskörnungsprodukten aufbereitet. Die abgetrennten überschüssigen Feinanteile werden als gepresster Kieswaschschlamm wieder in der Grube eingebracht.

Die Auffüllung kann erst beginnen, nachdem ein Teil der Grube bereits bis auf die Sohle abgebaut wurde. Der durch den stetigen Abbau entstehende Kieswaschschlamm muss daher in einer ersten Betriebsphase zwischengelagert werden.

Aufgrund der Stabilität und Befahrbarkeit dürfen Böschungen und Zufahrtsrampen nicht zu starke Neigungen aufweisen. Die hohe Abbautiefe (Abbaumächtigkeit) benötigt eine grosse Grubenfläche während des Abbaubetriebes und erfordert dadurch von Beginn weg den gesamten Abtrag des Landwirtschaftsbodens.

Betriebszustand 1, ca. 5. Betriebsjahr

Die Aufbereitungsanlage und die Produktedepots sind westlich vom «Rauesteiwald» platziert (A). Die süd-östliche Ecke ist bis auf die Abbausohle abgebaut und ist bereit für den Beginn der Auffüllung (B).

Der ganze süd-süd-westliche Teil des Perimeters ist mit dem bis dahin anfallendem Kieswaschschlamm und nicht verwendbarem Abdeckmaterial belegt (C).

Um die Sicht- und Lärmimmissionen in den ersten rund 10 Jahren für das exponierteste Wohnhaus (D) am Waldheimweg 4 gering zu halten, wird ein gut 20 m breiter Waldstreifen des «Rauesteiwalds» stehen gelassen (E).

Über die Projektdauer wird ein verbuschtes Walldepot (F) entlang der Waltenschwilerstrasse erstellt als zusätzlicher Sichtschutz und zur Reduktion der Emissionen.

Betriebszustand 2, ca. 12. Betriebsjahr

Die Aufbereitungsanlage ist nach Süden verlegt und befindet sich rund 12 m unterhalb des normalen Terrains auf der Teilauffüllung (G). Dadurch werden die Immissionen wie Einsicht und Lärm des Betriebes nochmals deutlich reduziert. Die Anlage ist von südlich der Waltenschwilerstrasse (H), wenn überhaupt, nur noch minimal zu sehen.

Der Abbau verläuft in Richtung Norden (I), wobei von Süden her aufgefüllt wird (J).

Die Produktdepots sind platzsparend an der südlichen Grubenwand angelegt (K).

Zum Gelände führt eine Rampe (L) parallel zur Erschliessungsstrasse.

Die Anlage verbleibt dort bis zum Abschluss des Abbaubetriebes.

Infrastruktur

Kernstück der Infrastruktur vor Ort ist die semi-mobile Materialaufbereitungsanlage mit MAG-TURBOWASHER®. Die Anlage funktioniert nach dem Prinzip der Nassaufbereitung. Sie kann die überschüssigen Feinanteile aus dem Moränen-Kies «waschen», welche sonst den Kies als Baustoff unbrauchbar machen würden.

×

Aufgabe-Modul

Beschickung der Anlage mit Rohmaterial über einen Aufgabebunker (Trichter)

×

Vorbrech-Modul

Vorzerkleinerung und Vorbereitung zum Kieswaschen

×

Wasch-Modul

Desagglomerieren und Ausspülen der Schlammpartikel «Waschen» mit MAG-Turbowasher

Zum Turbowasher
×

Auslagerungsbrücke

Auslagern und Klassieren der Produkte

×

Wassernachbereitung

Rückgewinnung von Feinsand und Eindickung des Waschschlamms

×

Nachbrech-Modul

Vorklassierung und Zerkleinerung auf Produktgrösse

×

Schlammpress-Modul

Verpressen des Waschschlamms und Rückgewinnung von Prozesswasser

×

Bandanlage

Förderung des Materials aus der Grube zur Anlage

×

Produktedepot

Material-Puffer für grössere Bestellmengen

×

Grubenfahrzeug

Umschlag von Material

Aufgabe- und Vorbrech-Modul im Einsatz

Lärmentwickelnde Maschinen sind schallabsorbierend eingehaust und die Anlage ist in einem unauffälligen grün lackiert.

Für die Betriebsabläufe wird weitere provisorische Infrastruktur benötigt. Dies sind Container für Personal, Trafostation, Abwasseranschluss, LKW-Waage, Servicestation und Betankungsanlage für die Grubenfahrzeuge.

Im Bereich der Zufahrt wird eine Pneureinigungsanlage erstellt. Die Zufahrt wird mit einer abschliessbaren Barriere versehen. Das Abbau- und Auffüllareal wird eingezäunt.

Erschliessung und Verkehr

Die Erschliessung erfolgt ab der Waltenschwilerstrasse beim Knoten K360 / K361. Die Einfahrt wird im Projektperimeter für einen Warteraum verbreitert.

Es wird mit einem gesamten Verkehrsaufkommen für dieses Projekt von jährlich ca. 21’400 Fahrten gerechnet (Kies- und Auffülltransporte, wobei 50% kombiniert). Nach der Berechnungsweise gemäss Umweltschutzgesetzgebung (auf 365 Tage bezogen) entspricht dies einem durchschnittlichen täglichen Verkehr von rund 60 Fahrten. Auf die 240 Werktage heruntergebrochen bedeutet dies ca. 90 Fahrten pro Tag.

Absatzregion (grün) mit den Haupttransportrouten (orange)

Das Absatzgebiet erstreckt sich insbesondere auf die beiden Bezirke Bremgarten & Muri und die direkt angrenzenden Nachbargemeinden.

Es führen rund 70% der Fahrten von der Grubeneinfahrt Richtung Osten auf die Luzernerstrasse. Diese teilen sich an der Kreuzung K260/K361 in ungefähr 30% Richtung Süden und etwa 40% Richtung Norden auf. Als Vergleichsgrundlage: 10% der Transporte entsprechen rund 9 Lastwagenfahrten vom Jahresschnitt auf einen Werktag herunter gebrochen.

Die übrigen 30% der Transporte erfolgen in westlicher Richtung auf die Waltenschwilerstrasse (10%) und in südwestlicher Richtung auf die Boswilerstrasse (20%).

Der projektbedingte Verkehr aus dem Areal «Rauestei» verursacht bezogen auf den totalen Verkehr eine Zunahme auf allen Achsen von unter 1%.

Zu beachten ist, dass auch ohne den Kiesabbau «Rauestei» der Rohstoff im Versorgungsgebiet benötigt wird und dieser mehrheitlich von Norden her über längere Distanzen transportiert werden müsste.

Endgestaltung, ökologische Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen

Das Relief der Endgestaltung wird in die bestehende Landschaft eingegliedert und orientiert sich am typischen Landschaftscharakter im Projektgebiet «Rauestei». Das eigentliche geomorphologische Objekt bleibt von allen Seiten als Moränenrippe erkennbar und die bewaldete landschaftsprägende Krete der Moräne wird annähernd wieder hergestellt. Der rekultivierte Standort soll im gesamtlandschaftlichen Zusammenhang nicht als künstlich angelegter Fremdkörper wahrgenommen werden.

Der Materialabbau «Rauestei» erfordert nach kantonalen Vorgaben die Leistung von ökologischen Ausgleichsmassnahmen. Die notwendige Ausgleichsfläche (rund 1.08ha) wird in Zusammenarbeit mit der Pro Natura Aargau aufgewendet für die Wiedervernässung des flächenmässig deutlich grösseren «Hoonerimoos» in der Gemeinde Niederwil. Gegenüber einem eigenständigen Projekt entsteht dadurch ein wertvolleres grossflächiges Naturschutzgebiet.

Vor Ort werden im Rahmen der Endgestaltung für ökologische Ersatzmassnahmen Flächen als Magerwiese und Trockenstandort mit Asthaufen realisiert. Ziel ist die Schaffung von vielfältigen Strukturen und Lebensräume insbesondere für Insekten und Reptilien (z.B Zauneidechsen). Weitere Massnahme bilden der wechselfeuchte Graben und die Einzelbäume auf der Anhöhe, welche als standorttypische Gehölze (Linden oder Eichen) das Landschaftsbild bereichern sollen. Die übrigen Flächen sind mit Wald (Aufforstung) und Fruchtfolgeflächen belegt.

Endgestaltung mit Aufforstung
Querprofil des Endgestaltungskörpers

Visualisierung Landschaftsveränderung

Externes Bodendepot

Die grosse Abbaumächtigkeit des Kieskörpers auf kleiner Fläche und die ökologische Notwendigkeit, den Rohstoff vor Ort aufzubereiten, stellen eine Herausforderung für die Abbauplanung dar. Bedingt durch den grossen Raumanspruch der Abbau- und Auffüllböschungen und des Platzbedarfs der Infrastruktur muss bereits in einer frühen Phase zwingend der gesamte Landwirtschaftsboden abgetragen werden, ohne dass bereits Flächen für die Rekultivierung zur Verfügung stehen, wo das Bodenmaterial deponiert werden könnte. Mit einem Kriterienkatalog wurden potentielle Flächen (ca. 2 ha) zur Zwischenlagerung des Bodenmaterials miteinander verglichen. Unter den geeignetsten Standorten befindet sich die Fläche westlich der «Höhi» an der Boswilerstrasse. Diese soll als temporäre Bodendepotzone ausgeschieden werden. Gemäss BNO-Bestimmungen dient die Fläche ausschliesslich der Zwischenlagerung des Bodenmaterials aus dem Materialabbau im Gebiet «Rauestei» und wird nach Beendigung des Projektes wieder der Landwirtschaftszone zurückgegeben.

Geplante Bodendepotzone

Vor der eigentlichen Abbautätigkeit wird bei geeigneter Witterung und Bodenbeschaffenheit die Bodenumlagerung vom Abbaustandort zur Bodendepotzone durchgeführt. Bei den Arbeiten, die sporadisch während 2 darauffolgenden Sommerhalbjahren stattfinden können, ist auf einem 360m langen Abschnitt der Boswilerstrasse (K360) mit einem Mehrverkehr an Tagesspitzen von unter 4% zu rechnen. Die Höhe des Bodendepots selbst ist aufgrund der fachlichen Richtlinien für den Umgang mit Boden auf eine maximale Höhe von 3m beschränkt (in Abhängigkeit der Bodeneigenschaften auch geringer). Die Arbeiten mit Boden und die spätere Rekultivierung werden durch eine unabhängige «Fachperson Boden» begleitet und überwacht.

Querprofil der geplanten Bodendepotzone

Das Bodendepot muss begrünt und jährlich extensiv bewirtschaftet resp. gemäht werden. Es ist keine Ackernutzung möglich. In der Landschaft wird das begrünte Depot fast nicht als solches zu erkennen sein.

Visualisierung Bodendepot